Ein paar Gedanken nach einer Reise

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Le Minh Hoan - Minister fuer Landwirtschaft

"Reise bildet" - lautet ein Sprichwort. Ein neues Land zu betreten, Veranstaltungen zu besuchen, mit Partnern zu sprechen… das hilft uns, viele Neuheiten zu entdecken.

 

In manchen Momenten auf der Reise blitzten unerwartete Ideen auf und brachten mir plötzlich neue Sichtweisen auf bestehende Probleme. Ich möchte in diesem Artikel einige meiner Gedanken und Gefühle von der jüngsten Dienstreise in die drei europäischen Länder (Österreich, Belgien und Finnland) mit dem Leser teilen.  

 

Der erste Eindruck ist, dass überall von Innovation und Kreativität gesprochen wird, vom Wert wissenschaftlicher und technologischer Forschung, von digitaler Transformation. Diese Begriffe werden in hochrangigen Gesprächen, in bilateralen Treffen bis hin zu Erklärungen von Leitern staatlicher Behörden, Organisationen, Instituten und Universitäten zur Sprache gebracht.

 

Insbesondere werden die Werte Innovation und Kreativität nicht nur im Bereich Wissenschaft und Technologie erwähnt, sondern auch im kulturellen und gesellschaftlichen Leben, in der nationalen Governance, Familie, Bildung, Kunst...

 

Eigentlich haben wir uns in Beschlüssen und Entwicklungsplänen diesen Begriffen angenähert, blieben bei der Konkretisierung aber mehr oder weniger zurückhaltend und haben die Begriffe nicht im Detail definiert.

 

Die zweite Wahrnehmung betrifft das integrierte und kombinatorische Denken. Mit dieser Denkweise wird jedes gesellschaftliche Thema, jede wissenschaftliche Forschung, jeder Gebäudekomplex in der Gesamtheit von Verbindung, Multi-Use, Multi-Funktionalität, Multi-Werten beobachtet und erkannt. 

 

Es scheint, dass integriertes Denken die Grundlage für Kreativität ist, wodurch verborgene und tiefgreifende immaterielle Werte aktiviert werden. Und exakt diese Denkweise ist es, die dank ihrer breiten und systematischen Vision einen herausragenden Mehrwert für die Wirtschaft schafft. Im Gegensatz dazu, so ein Experte, wird das Single-Value-Denken, das sich nur um einen Faktor dreht, sich leichter irren und die vielfache mehr wertvolle Chancen ungenutzt lassen.

 

Ein Wald ist nicht nur wertvoll für die Holzgewinnungs- und Holzverarbeitungsindustrie, sondern gilt auch als natürliche Ressource mit "Mehrzwecknutzung".

 

Neben dem Gewinn von Rohholz ist der Wald auch ein Raum für den Artenschutz, ein Ort zum Erleben von Naturlandschaften, ein Ort zur Erhaltung der Biodiversität und zur natürlichen Speicherung von Kohlenstoff. Diese fast unsichtbaren Werte schaffen einen harmonischen und freundlichen Lebensraum zwischen Mensch und Natur. Das Gleichgewicht des Ökosystems hilft den Menschen, die "Geschenke" der Natur zu genießen.

 

Darüber hinaus gibt es unzählige Arten von Naturkräutern und Heilkräutern mit hohem Nutzwert. Das Konzept des "Goldenen Waldes", das unsere Vorfahren mit vielen tiefgreifenden Bedeutungen entwickelt haben, ist ebenfalls sehr umfassend und mehr als nur eine Ansammlung von Bäumen oder ein Ort mit Wasserkraft wie es der bloßen "Single Value"-Denkweise entsprechen würde.

 

Integratives und komplexes Denken wird uns die Möglichkeit eröffnen, bestehende Werte besser zu erkennen, Mehrwerte zu schaffen und zu einer Mehrzwecknutzung natürliche Räume zu finden. Beispiele sind Dämme, Bewässerungsprojekte, Fischereihäfen sowie Meeresschutzgebiete, Sonderwälder, Biosphärenzonen, Ramsar - Feuchtgebiete... Diese können so gezielt aktiviert und weiterentwickelt werden. 

 

Die dritte Wahrnehmung betrifft den Faktor Mensch. Der Mensch gilt seit jeher als Zentrum von naturwissenschaftlichen, technischen bis zum sozialwissenschaftlichen Forschungen. Zu Forschungsfeldern der "Life Sciences" aller Arten wird von vielen Instituten und Universitäten geforscht, schließlich dienen sie nicht nur dem Profit, sondern einem besseren Leben für die Menschen. Menschen mit unterschiedlichen Bedürfnissen, Emotionen, Beziehungen und Wünschen werden die Ziele jedes Entwicklungsplans, jedes wissenschaftlichen Forschungsthemas und jeder Technologielösung bestimmen.

 

Immer wieder wird betont: "Der Mensch ist das Zentrum der sozioökonomischen Entwicklung", "Studenten sind das Zentrum der Bildungsinnovation", aber es scheint, dass der menschliche Faktor in der Planung der wissenschaftlichen Förderung oder Forschungspolitik noch nicht klarer bestimmt worden ist. 

 

Die vierte Wahrnehmung ist mit dem „grünen“ Wert verbunden. Der „grüne“ Wert wird in jedem Forum, in jeder Rede mehrfach wiederholt: grüne Wirtschaft, grüne Landwirtschaft, grüner Konsum... Aber damit nicht genug, es wird noch geachtet auf den Trend von „Grün“ zu „Blau“. Damit wird kontinuierliche Entwicklung von der Wahrnehmung zur Handlung in der Welt anzeigt.

 

Der Wachstumsbegriff konzentrierte sich ursprünglich nur auf die Produktivität, aber mittlerweile weicht diese Betonung des Outputs nach und nach neuen, stärker integrierten und nachhaltigen Wachstumskonzepten. Die „grüne Wirtschaft“ basiert auf den Säulen „smart, nachhaltig und gerecht“ mit dem Ziel, eine bessere Lebensqualität für alle innerhalb der ökologischen Grenzen der Erde zu schaffen.

 

Während dieser Herangehensweise für uns noch neu ist, agiert die Welt nun weiter nach dem „Blauen Wirtschaftsmodell” – dem naturfreundlichsten, basierend auf bestehenden Werten des Planeten mit seinen natürlichen zyklischen Gesetzen.

 

Die Werte „grüne“, nachhaltige Entwicklung, Verantwortung für die Gemeinschaft, Schaffung einer Gesellschaft mit inklusivem Wachstum... sind die Botschaften, die als unverzichtbar erachtet werden..

 

Die fünfte Wahrnehmung betrifft die Verbreitung wissenschaftlicher Forschung in der Wirtschaft. Obwohl ich kein Experte bin, spüre ich durch Kontakte, Austausch und Nachdenken, dass es immer einen Bindeglied zwischen Forschung und Anwendung gibt.

 

Ein Forschungsthema eröffnet Fragestellungen, die weiterer Forschungen bedürfen und schafft so eine Kette vernetzter Produkte und Wertschöpfungsketten für Unternehmen, Wirtschaftsorganisationen und breitet sich in der Gesellschaft aus.

Daher begannen sich an Universitäten Start-up-Unternehmen zu bilden, die mit Unterstützung von Teams von Wissenschaftlern den Betrieb von Einrichtungen, Laborgeräten und Forschung ermöglichten.

 

Die Schaffung eines Startup-Ökosystems geht von Universitäten aus und ermutigt zur Gründung und Entwicklung vieler Startups. Das ist auch eine wichtige Voraussetzung für das Gedeihen einer Startup-Business-Community, die zur Widerstandsfähigkeit der Volkswirtschaften der Länder beiträgt. Jedes echte und tiefe Bedürfnis der Menschen und der Gesellschaft ist eine Anregung für kreative Ideen und Projekte zur Unternehmensgründung.

 

Die sechste Wahrnehmung ist mit dem Geist der internationalen Zusammenarbeit verbunden. Durch bilaterale Kontakte mit Partnern werden wir uns des weltweiten Trends zur Kooperation bewusst, von dem alle Beteiligten profitieren.

 

Nicht nur in den Bereichen Handel und Investition, sondern auch bei der technischen Beratung, dem Wissenschafts- und Technologietransfer und den Erfahrungen aus dem Entwicklungsprozess wird die Zusammenarbeit ausgebaut. In naher Zukunft können internationale Kooperationsprogramme für Landwirtschaft, ländliche Räume und Bauern Kernwerte einführen und anwenden, um sie gemäß den Bedingungen unseres Landes und der Region zu verbreiten.

 

Wir sollen fremden Werten nicht unreflektiert verherrlichen oder denken, dass was die anderen tun immer das Beste und Vollständigste ist. Vielmehr gilt "Andere Länder, andere Sitten". Ein Land mit mehreren hundert Jahren Entwicklungsvorsprung unterscheidet sich von einem Land, das sich noch in einem  wirtschaftlichen Transformationsprozess befindet. Es sollte jedoch daran erinnert werden, dass der Nachzügler einen grossen Vorteil hat: Er kann aus den Erfolgen und Fehlern der anderen lernen, durch hohe Motivation und grosse Anstrengung zu ihnen aufschließen und sie vielleicht eines Tages übertreffen.

 

Das Problem ist, dass die Wirksamkeit von Programmen der internationalen Zusammenarbeit nicht nur aufgrund der Finanzierung bewertet werden sollte, sondern auch aufgrund neuer Herangehensweisen und neuer Werte, die zur Entwicklungsorientierung des Landes beitragen können.

Es war für mich eine Reise, die viele Gefühle und Gedanken hervorrief.
An den Tagen, an denen ich in neue Länder reiste, dachte ich umso mehr nach über die Entwicklung der Branchen in der Heimat. Heute bin ich umso motivierter, zurückzukehren, um positive Botschaften zu teilen, um gemeinsam "etwas" für die Praxis Bedeutendes zu tun. Lasst uns gemeinsam "handeln"!

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